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Nachruf Jörg Schumacher

Am 11. April nahmen neben Familie, Verwandte und Freunde auch die Flugsportvereinigung Wächtersberg Abschied vom langjährigen Vereinsmitglied Jörg Schumacher, auf dem Burghaldenfriedhof in Sindelfingen. Vor der Trauerfeier gab es ihm zu Ehren mehrfache Überflüge von fünf Vereinsflugzeugen.

Jörg ist am 30.3.2024 im Alter von 87 Jahren unerwartet verstorben. Es war schön zu sehen, dass viele unserer Mitglieder ihm die letzte Ehre erwiesen haben. Früherer Vorsitzender Christian Hentschel hielt eine Ansprache.

Ihm hatte Jörg vor zwei Jahren eine Art Vermächtnis übergeben, eine achtseitige Mappe, die er mit „Endanflug“ betitelt hatte. Dieser enthält seinen Lebenslauf und Auflistung von Flügen, sowie Bilder.

Jörg hatte seine berufliche Basis gelegt, durch eine Ausbildung als Zimmermann in Sindelfingen und anschließendem Studium und Abschluss als Dipl.-lng. Architekt an der Bauakademie in Stuttgart. Es folgte 1965 die Gründung eines Architekturbüros sowie der BGS Baugesellschaft in Sindelfingen.

Zur Fliegerei kam er durch seinen Vater. Dieser hatte mit vier Kameraden gemeinsam eine in Böblingen gebaute “Klemm” schon in den 1920iger Jahren gekauft. Im 2. Weltkrieg war sein Vater Pilot auf Lastenseglern. Auch sein erstgeborener Bruder Karl-Heiner war Jagdflieger im 2. Weltkrieg (Me 109). So war es für ihn und seinem Bruder Hubertus 1952 selbstverständlich, auch in den von seinem Vater neu mitgegründeten Flugsportverein Sindelfingen einzutreten.

Jörg empfand es als Geschenk, dass er seine Fliegerei über so viele Jahre hat ausüben können. So war er seit 1973 auch Mitglied bei der Flugsportvereinigung Wächtersberg. Mit den Vereinskameraden zusammen wurde Sisteron zur zweiten Segelfliegerheimat mit unvergessenen Erlebnissen und Freundschaften. Beinahe jedes Jahr verbrachte er seinen Urlaub dort, um die französischen Seealpen zu erfliegen, die sich vom Mont Blanc im Norden erstrecken bis St. Tropez im Süden am Mittelmeer und von Norditalien vom Monte Viso bis zum Mont Ventoux, Rhonetal in Ost-Westrichtung.

Unter anderem in diesem Gebiet erzielte er Höhenflüge in der Welle, die hoch hinaus gingen, bis auf über 7.500m. In seinem Leben hatte er über 50 Flüge mit einer Strecke von über 500km geflogen. Am 29.05.1990 flog Jörg von der Hahnweide aus ca.1.020 km mit seinem Freund Horst Herrmann das -seiner Kenntnis nach- erste 1.000 km FAI-Dreieck in Deutschland. Er nahm auch an Wettbewerbsflügen, in der offenenen Klasse, teil und landete insgesamt 14 Mal auf Podestplätzen. Er war auch Mitglied in der BW Landesmannschaft der “Offenen Klasse”.

Laut Christian Hentschel haben wir Wächtersberger Jörg enorm viel zu verdanken: mehrere Flugzeuge wurden auf seine Initiative hin beschafft, was ohne seine finanziellen Beiträge nicht möglich gewesen wäre. Er hat sich bei uns im Verein für die Förderung des Streckenflugs eingesetzt.
Den Lacher hatte er auf seiner Seite, als Christian erzählte: „Ich selber war einmal Nutznießer davon. Er wollte mir also das Streckenfliegen beibringen. Leider sind wir nicht weit gekommen, nach ca. einer halben Stunde mussten wir in einem kleinen Dorf im Schwarzwald außenlanden. In diesem Dorf haben wir dann aber noch einen vergnüglichen Nachmittag mit Kaffee und Kuchen erlebt, ohne dass ich viel gelernt hatte. Auch so geht Kameradschaft.“

Unvergessen ist auch Jörgs Einsatz für unsere Vereinsjugend: viele Male hat er unsere Jugendlichen in sein Ferienhaus in der Schweiz zum Skifahren eingeladen, und die sind ihm dann scharenweise gefolgt. Einigen von ihnen hat er das Skifahren beigebracht. Auch das wird uns unvergessen bleiben.

Jörg ist uns als eher geradeheraus in Erinnerung, er fand immer klare Worte, die manchmal auch nicht leicht verdaulich waren. Letztlich aber war er ein herzensguter Mensch mit einer enormen Lebensleistung, den wir sehr vermissen werden.