
Totengedenken 2023, am Fliegerdenkmal
Zum Totengedenken am Totensonntag trafen sich Mitglieder der Flugsportvereinigung Wächtersberg, sowie Vertreter des 1. Aeroclubs Stuttgart, am Fliegerdenkmal auf dem Wächtersberg.
Nachfolgnd die Rede vom Vorsitzenden der FSV Wächtersberg, Swen Holtmann:
Der Grund warum wir uns hier treffen beginnt im Jahr 1848. Otto Lilienthal wurde geboren und führte seine ersten Flugversuche im Jahr 1891 durch. Damit hat er den Grundstein für das menschliche Fliegen gelegt und aus seinem Traum wurde der Traum vieler Menschen, wie auch den zahlreichen Mitgliedern im FSV Wächtersberg.
Otto erlebte tausende von Flügen bis zu 80 m Weite und verstarb durch einen Flugunfall im Jahr 1896. Ihm wurde die Faszination am Fliegen zum Verhängnis. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass er keine Minute seiner fliegerischen Erfahrungen missen wollte.
Auch mein Vater ist bei einem Flugunfall ums Leben gekommen. Bei der Durchsicht seiner Unterlagen habe ich seine Flugbücher gefunden. Die ersten Flüge, die er unternommen hatte, wurden noch in Sekunden gemessen, die Flugerlebnisse waren noch sehr begrenzt und trotzdem hat er mehr Zeit der Fliegerei und seinem Verein als der Familie geopfert. Den Verein voranzubringen, Hallen und eine Winde zu bauen, als Vorstand die Entwicklung des Vereins mitzugestalten und natürlich auch selbst viele schöne Flüge in Mannheim, den Alpen und später auch in Afrika zu erleben. Das hat sein Leben geprägt und er war glücklich damit.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich mit den kurzen Flügen zufrieden gewesen wäre und dann die Energie aufgebracht hätte, um weiterzumachen. Aber nur weil es solche Menschen, Enthusiasten gab, ist Deutschland zu einem Land geworden, mit einer hohen Pilotendichte, einer Vereinskultur und -struktur wie es sie nur selten in der Welt gibt.
Auch der Erfolg des FSV Wächtersberg baut auf solchen Menschen auf. Auf Mitglieder, die sich für ihren Sport, ihre Leidenschaft und ihren Verein aufgeopfert haben. Menschen, die mit Weitsicht dafür gesorgt haben, dass es nicht nur für sie voran ging, sondern auch den Grundstein für weitere Generationen gelegt haben.
Dieses Jahr kamen zwei weitere Mitglieder dazu, die ihren letzten Flug angetreten haben. Erwin Röhm und Günther Reum.
Erwin hat auch seinen Sohn Karl-Heinz zur Fliegerei gebracht und damit dafür gesorgt, dass weiterhin Unterstützung und helfende Hände für den Verein zur Verfügung stehen. Er hat mit seinem Vorbild große Fußstapfen hinterlassen. Erwin war ein Schaffer (wie man im Schwabenland sagen würde). Er konnte Hand anlegen und vieles des Erreichten und uns heute noch Wertvollem ist durch seine Mithilfe entstanden. Er hat es aber auch verstanden, fliegerische Erlebnisse zu sammeln, sei es im Segelflugzeug oder im Motorsegler. Selbst die Alpenfliegerei hat er für sich entdeckt.
Günther war ein Späteinsteiger. Erst als Rentner hat er die Zeit gefunden, sich seinen Lebenstraum zu erfüllen. Mit viel Engagement, Ausdauer und Enthusiasmus hat er es geschafft den Schein zu bekommen und noch viele Stunden in der Luft und somit Freiheit zu verbringen. Günther hat sich im Verein wohl gefühlt, viel Zeit mit den Vereinskollegen verbracht und sich eine Aufgabe gesucht, für die er Verantwortlich war. Die Vorseile waren durch ihn immer in bester Form.
Lasst uns nun in Stille an die verstorbenen Kollegen gedenken.
Lasst uns ihnen und auch den noch Lebenden danken für das, was sie für uns aufgebaut haben.
Mit diesem Dank sollten wir uns gleichzeitig dazu verpflichten, auch an diese Tradition anzuknüpfen und mit unserem Streben den Verein voranzubringen. Das muss nicht heißen, dass wir alles gleich machen wie in der Vergangenheit. Die Zeiten haben sich geändert, also mögen auch andere Wege notwendig sein. Aber nur wer die Vergangenheit kennt, kann aus dieser Zeit lernen.
So möchte ich mit dem Wunsch schließen, dass wir als starke Gemeinschaft in die Zukunft schreiten und der Tradition folgen, den Verein und nicht das Einzelwohl im Fokus zu haben.