Über die Alpen nach Slowenien
Es begann eines Abends mit einem kühlen Getränk in der Hand. „Lass uns irgendwo hinfliegen und nicht nur einmal um den Windsack!“ Über soziale Medien, Internet und Ideen von Fliegerkameraden entstand nach und nach eine kleine Auswahl an Zielen im europäischen Ausland vorzugsweise mit einem kleinen Flugplatz direkt an der Küste. Schnell war klar, dass an die Nordsee fliegen weitaus weniger spannend ist als eine Alpenüberquerung mit einem Ziel im Süden. Unsere Entscheidung fiel dann auf Portoroz (LJPZ) in Slowenien. Mit dem ausgewählten Ziel konnten dann die Planungen konkreter werden. Erstmals mussten wir uns mit grundsätzlichen Fragen beschäftigen: Wann soll es losgehen? Welche Flugzeuge sind am besten geeignet? Haben wir die nötigen Lizenzen um ins Ausland zu fliegen? Welche Route? Was ist die Alternative, wenn das Wetter nicht mitspielt? In welcher Unterkunft können wir übernachten?
Am Samstag, den 08.08. trafen wir uns auf dem Wächtersberg um die komplette Planung abzuschließen. Bereits im Voraus haben wir entschieden am Sonntag, den 09.08 mit zwei Flugzeugen, der Mooney MK 20 (D-EDDN) und der Super Dimona HK-36 (D-KSFU) und einer Crew von insgesamt fünf Männern zu starten. Tim, Hans-Peter und Mario in der 4-sitzigen Mooney, Patrick und Christopher in der 2-sitzigen Dimona. Die Planung begann mit dem Prüfen der Wettervorhersage, welche für den Sonntagmorgen sehr gute Bedingungen für eine Alpenüberquerung vorhersagt. Unsere einzige Einschränkung war die Alpen am Vormittag zu überqueren, da nachmittags die Entwicklung von Gewittern vorhergesagt wurde. Wie sagt man so schön: „Erst Wetter checken, dann Flugplan hacken.“ Es war klar, dass zumindest die Dimona einen Tankstopp braucht um die gesamte Strecke von ca 380NM (700km) zu meistern. Zell am See (LOWZ) bietet ein wunderschönes Ziel in den nördlichen Alpen, mit guten Tankmöglichkeiten und einem tollen Restaurant. Außerdem liegt es etwa auf der Hälfte der Strecke und war somit perfekt geeignet für unseren Zwischenstopp. Die Route planten wir anhand der GAFOR-Strecken durch die Alpen, um wettertechnisch etwas mehr Reserve zu haben. Es handelt sich hierbei um Schlechtwetterrouten entlang von Tälern, die auch in tieferen Flughöhen zu meistern sind. Flugstrecke in die Karten einzeichnen, Flight-Log erstellen, Weight & Balance berechnen, Fuel Calculation erstellen, Start-Landestrecke berechnen, Funkplanung erstellen, NOTAMs checken, Flugplan aufgeben und schließlich die Flugzeuge vorbereiten machten den Samstag zu einem langen und anstrengenden Tag, jedoch war uns wichtig eine saubere und detaillierte Vorbereitung für unsere erste Alpenüberquerung zu machen. SAFETY FIRST!
Am Sonntagmorgen ging es dann endlich los. Wir fieberten dem Start regelrecht entgegen. Take-Off war laut Flugplan um 0430UTC, sprich um 06:30 Ortszeit geplant. Aufgrund unserer umfangreichen Vorbereitung des Fluges galt es nur noch ein Drehbuch abzuspielen und den Flug zu genießen. Pünktlich starteten kurz nach Sonnenaufgang auf dem Wächtersberg. „ Langen Information Good Morning D-KSFU“ als gefühlt erstes Flugzeug auf der Frequenz weckten wir den Controller und das Abenteuer begann. „D-KSFU Super Dimona, 2 POB, just departet at EDSV with VFR- Flightplan to LOWZ, passing Altitude 3000ft climbing FL75 request to open Flight Plan“ war unser Initial Call bei Langen INFORMATION. Über Laupheim, Kaufbeuren und Kufstein ging es in ca. 2 Stunden Flugzeit nach Zell am See. Die Mooney, hatte mit einer Reisegeschwindigkeit von 120 KIAS natürlich einen Geschwindigkeitsvorteil gegenüber der Super Dimona, aber eine spätere Startzeit glich dies wieder aus und ungefähr gleichzeitig sind wir zum gemeinsamen Weißwurstfrühstück gelandet. Es war ein problemloser Flug mit einer sehr schönen Strecke vorbei an mehreren Seen und dem Einstieg in die wunderschöne Kulisse der Alpen.
Nach der Betankung und der wunderbaren Stärkung im Flugplatzrestaurant traten wir den zweiten Teil des Fluges an. Nach dem Take-Off mussten wir den Maschinen direkt einiges abverlangen um von Flugplatzhöhe 2400ft AMSL auf ca. 10 000ft AMSL zu steigen. Schnell bemerkten wir, dass diese Höhe nicht ausreicht um die bereits gebildeten Wolken zwischen dem Großglockner und dem Großvenediger zu überfliegen. Wir stiegen weiter auf 11 500ft AMSL und flogen zwischen den Gletschern hindurch. Ein atemberaubender Anblick mit wunderschönem Panorama. Weiter ging es über Lienz, gefolgt von dem Grenzüberflug nach Italien. „D-KSFU contact Padova INFORMATION on 126,425“ war die Anweisung des Fluglotsen aus Wien. Was dann passierte war nicht zu erwarten. Die Frequenz war total überlastet und eine Sprechpause für einen Erstanruf zu finden war nahezu unmöglich. Außerdem war die interne Kommunikation sehr eingeschränkt, da der Funkverkehr auf der Frequenz, das Intercom durchgehend überlagerte. Mit Händen und Füßen verständigten wir uns crewintern im Cockpit, was letztendlich auch funktionierte und wir die richtige Strecke in Richtung Udine geflogen sind. Wir waren echt froh als wir endlich die Frequenz wechseln konnten und von Ronchi Radar überraschenderweise eine Freigabe direkt nach Portoroz durch den Luftraum D in einer Höhe von 8500ft AMSL bekommen haben. Erstaunlich schnell hatten wir nach den Alpen die Adria in Sicht und schnell hatte sich bei guten Sichten Portoroz an der slowenischen Küste erahnen lassen. Eine kurze Strecke über die Adria bereitete Blicke auf eine wunderschöne Küstenlandschaft. „ D-FU safe down, request to leave Frequency“ und es war geschafft. Sehr herzlich wurden wir empfangen und voller Euphorie von dem großartigen Flug fuhren wir in Richtung Hotel. Als wir den Stau an der Grenze zu Kroatien sahen mussten wir alle schmunzeln. Am Morgen noch in auf dem Wächtersberg und nach ca. 3,5 Stunden Flugzeit in einer wunderschönen Urlaubsregion kann nicht jeder von sich behaupten. Wir hatten tolle Tage an der Küste und haben einiges erlebt. Sonne, Strand, Meer, Pool, Boot, Restaurants und Bars sind die Stichworte mit denen sich jeder vorstellen kann wie die Tage in Slowenien abliefen.
Wir entschieden uns am Mittwoch den Rückflug anzutreten, um im Falle von schlechtem Wetter den Donnerstag als Reservetag zu haben. Die Route war nun vorbei an Trieste, jedoch nur in slowenischem Luftraum direkt nach Österreich mit dem erneuten Ziel Zell am See geplant. Über das teilweise noch wolkenbedeckte Slowenien erreichten wir schnell Österreich und flogen über das Gailtal, vorbei an Ober-Untertauern und schließlich durch das Salzachtal nach Zell. Eine Übernachtung in einem luxuriösen Wellnesshotel rundete den Urlaub ab.
Am Donnerstag, den 13.08 war dann schließlich der Heimflug zurück zum Wächtersberg geplant. Die Wettervorhersage sagte uns schwieriges Wetter voraus aber das Verlassen der Alpen war gesichert, weshalb wir die Reise antraten. Eine Gewitterfront mit teilweise heftigem Regen aus Westen bereitete uns schon im Allgäu und vor allem auf der schwäbischen Alb einige Schwierigkeiten. Die Mooney mit Tim, Hans-Peter und Mario hatte aufgrund der höheren Reisegeschwindigkeit noch ein besseres Zeitfenster erwischt und es zum Heimatflugplatz geschafft. Die Dimona mit Patrick und Christopher stand vor größeren Problemen und entschloss sich für eine Zwischenlandung in Blaubeuren. Die Beratung von Langen INFORMATION sowie der Fluglotse von Laupheim TOWER untermauerten die Entscheidung und im Endeffekt hatte sie sich als genau richtig herausgestellt. Nach einer zweistündigen Pause konnten wie die letzten 20 Minuten Flug zu Ende bringen und sind heil und unbeschadet auf dem Wächtersberg gelandet.
Insgesamt war es ein perfekter, ereignisreicher Männerurlaub . Natürlich erfordert es mehr Planung als beispielsweise mit dem Auto an den Bodensee zu fahren, aber es war jeden Aufwand wert. Nicht nur die landschaftlichen Eindrücke sondern auch die fliegerische Erfahrung können wir jedem nur empfehlen.
Ein besonderer Dank geht an Vereinsführung und das Technikteam der FSV Wächtersberg, welche uns das die Super Dimona zur Verfügung stellte und auch bei technischen Fragen zu beispielsweise dem ELT (Emergency Locator Transmitter) hilfsbereit unterstütze.
Patrick K., Christopher M., Tim D., Hans-Peter P., Mario M.